Wir über uns
Zum 01.01.2011 wurde der Abwasserbetrieb Warendorf mit der Aufgabe der Abwasserbeseitigung auf dem Gebiet der Stadt Warendorf gegründet. Er ist hervorgegangen aus den früheren Entsorgungsbetrieben der Stadt Warendorf. Die Betriebszweige der früheren Entsorgungsbetriebe Abwasser und Abfallwirtschaft wurden getrennt. Der Bereich Abfallwirtschaft ist dem Sachgebiet Umwelt- und Geoinformation der Stadt Warendorf zugeordnet.
Der Abwasserbetrieb Warendorf wird als eigenbetriebsähnliche Einrichtung geführt. Die eigenbetriebsähnliche Einrichtung hat keine eigene Rechtspersönlichkeit. Daher ist die Stadt Warendorf Inhaberin der Rechte und Pflichten des Abwasserbetriebs Warendorf.
Allerdings tritt die Stadt Warendorf unter dem Namen des Abwasserbetriebs Warendorf in allen Belangen der Abwasserbeseitigung auf.
Geschichtlicher Rückblick Abwasserbeseitigung
6.500 Jahre vor Christus wurden im Induskreis schon die flüssigen und festen Abfälle getrennt. 3.000 Jahre vor Christus waren in der Minoskultur auf Kreta bereits Spülaborte bekannt, die in ein Entwässerungsnetz entsorgten. Indern, Babyloniern, Assyrern, Griechen und Ägyptern waren Kanäle, die das Schmutzwasser aus den Häusern und das Regenwasser von den Straßen ableiteten, nicht unbekannt.
Im alten Rom gab es bereits ca. 600 Jahre vor Christus die cloaka maxima, ein kanalisierter Bachlauf, der die flüssigen und festen Abfälle aufnehmen und ableiten musste. Hierdurch kam es ständig zu bedenklichen Ablagerungen, die sicherlich überwiegend von Sklaven beseitigt werden mussten. Die hier tätigen Firmen wurden aus einer städtischen Sondersteuer bezahlt. Für dieses Entwässerungssystem gab es zwar noch keinen Anschlusszwang, aber in der römischen Ortssatzung war festgeschrieben, dass der Anschluss selbst zu bezahlen war. Die nicht angeschlossenen Häuser wurden täglich durch einen privaten Kübeldienst entsorgt. Es gab damals bereits eine Behörde, deren Aufgabe es war, über die Sauberkeit der Straßen, Märkte, Bäder und Bedürfnisanstalten zu wachen. Von größter Bedeutung für die Hygiene war das Kanalisationsnetz, welches ständig ausgebaut und verbessert wurde
Mit dem Untergang des römischen Staates verfielen dessen sanitäre Anlagen völlig. Mit dem Untergang versank leider auch für sehr lange Zeit die Erkenntnis, wie lebenswichtig Sauberkeit ist. Zu Zeiten Karls des Großen wurden Abfälle und Fäkalien einfach auf die Straßen geworfen. Es entstand in den europäischen Städten ein mehr als knöcheltiefer Morast, der fürchterlich stank. Es wurde zwar im Mittelalter häufig versucht, gegen diese Missstände Gesetze zu erlassen, aber keiner der Bürger hielt sich an diese. Wegen dieser unhygienischen Verhältnisse waren Pest und Cholera in den Städten ständige Gäste.
1348 wurde nach einer Pestepidemie in Paris der Zusammenhang zwischen den Epidemien und den hygienischen Verhältnissen klar. Es wurde hier daraufhin ein privater Entsorgungsdienst organisiert, der von den Bürgern direkt bezahlt werden musste. Man kann sich denken, dass sich viele Bürger auch weiter wild entsorgten. Ein Problem, was heute leider immer noch aktuell ist. Die Stadt Göttingen versuchte einige Zeit lang, ihre Abfälle 14-tägig mit angestautem Wasser aus der Stadt zu schwemmen. Bei allen unterschiedlichen Bemühungen tat man sich zu dieser Zeit sehr schwer, die Städte sauber zu halten. In Deutschland verbesserten sich die Zustände erst, als die Hauptverkehrsstraßen und Plätze gepflastert und mit Rinnen versehen wurden. Ob zu dieser Zeit in Warendorf die so genannte "Wippe" angelegt und vielleicht auch schon als Abwasserkanal genutzt wurde, ist leider nicht bekannt. Es gab jedenfalls zu dieser Zeit in Warendorf bereits kanalähnliche Gänge, die jedoch möglicherweise der Stadtverteidigung dienten. Immer wieder entstanden durch unklare Rechtsverhältnisse Probleme, denn die Bürger sahen die vor ihren Häusern liegenden Flächen als ihr Eigentum an, auf die sie werfen konnten, was sie wollten. Erst neue Gassenordnungen führten zu Verbesserungen. In ihnen wurde mit Nachdruck gefordert, alle Abfallstoffe an bestimmten Tagen vor die Haustür zu stellen. Die Städte übernahmen das Einsammeln und Fortschaffen aus den Städten. Dieses Verfahren findet heute noch Anwendung. Nur konnten diese Gassenordnungen auch nicht verhindern, dass immer wieder Seuchen und Epidemien auftraten. Der Abfall wurde zwar von den Straßen beseitigt, aber nicht vernichtet, sondern lediglich vor den Toren der Städte abgelagert. Die Rinnsteine und Gräben mit dem Schmutzwasser aus den Häusern vereinigten sich zu stinkenden Tümpeln, da sie einfach irgendwo im freien Gelände endeten. Das Grundwasser war und blieb verseucht. Im 19. Jahrhundert wüteten in Europa mehrere große Choleraepidemien mit mehr als 60.000 Toten.
Robert Koch wies gegen Ende des 19. Jahrhunderts nach, dass diese Krankheiten allein auf die katastrophalen hygienischen Verhältnisse zurückzuführen seien. Dies wurde ein Wendepunkt in der Abfall- und Abwasserbeseitigung. Der Ausbau der heute noch üblichen Schwemmkanalisation begann in vielen Städten in verstärktem Maße. 1935 wurde in der deutschen Gemeindeordnung der allgemeine Benutzungs- und Anschlusszwang für die Müllbeseitigung festgelegt. Diese Zwänge bezogen sich auf die Abfallentsorgung als auch auf die Abwasserbeseitigung.
Geschichtlicher Rückblick in Warendorf
In Warendorf wurde 1910 ein erster Entwässerungsentwurf aufgestellt. Es wurde damals bereits eine Kläranlage geplant. Sie sollte aus einem Grobrechen und einem Emscherbrunnen bestehen. Diese Planung wurde allerdings damals nicht umgesetzt, ebenfalls wurde die in diesem sehr weitsichtigen Entwurf geplante Trennkanalisation nicht verwirklicht. Man entschied sich, ganz offensichtlich durch den ersten Weltkrieg und dem daraus resultierenden Geldmangel bedingt, für die heute noch vorherrschende Mischwasserkanalisation. Das Abwasser wurde systematisch gesammelt und an sieben Stellen direkt in die Ems geleitet.
Die erste Warendorfer Kläranlage wurde nach einem 1954/55 aufgestellten Entwurf gebaut und 1957 in Betrieb genommen. Bis dahin wurde das Abwasser auch in der Innenstadt in die Kleinkläranlagen, Sicker- und Jauchegruben eingeleitet und das überschüssige Wasser über Straßenkanäle direkt in die Ems geleitet. Die ersten nach einem Entwässerungsentwurf für die gesamte Stadt Warendorf gebauten Kanäle wurden erst zu Beginn des 20sten Jahrhunderts errichtet.
Neben dem kommunalen Abwasser gelangte auch das Abwasser aller Gewerbebetriebe unbehandelt in die Ems. Die Kläranlage befindet sich noch heute an der gleichen Stelle wie im Jahr 1957.
1967/68 wurde die Kläranlage zum ersten Mal vergrößert. die wachsende Bevölkerung und die wesentlichen Erweiterungen der führer in Warendorf ansässigen Textilfirmen waren die Gründe für diese notwendig gewordene Baumaßnahme. Hierbei wurde auch der erste Faulturm errichtet und in Betrieb genommen. Der damals anfallende Klärschlamm wurde noch in Gänze in der Landwirtschaft genutzt.
1982 wurde die zweite Erweiterung auf über 50.000 Einwohnerwerte fertig gestellt. Ausdrücklich wurde damals die gesamte Klärschlammbehandlung mit einer leistungsstarken Entwässerungseinrichtung geschaffen.
Nach den Abwasseranschlüssen der Ortsteile Freckenhorst, Einen, Milte, Müssingen und den wesentlich verstärkten Einleitungsbedingungen wurde die Kläranlage auf 80.000 Einwohnerwerte erweitert und 1993 in Betrieb genommen.